Sophie sitzt über ihrem Lesebuch. Sie ist neun Jahre alt und besucht die dritte Klasse. Das Wort auf der Seite kennt sie eigentlich – sie hat es schon oft gelesen. Doch heute rutschen ihre Augen immer wieder ab. Sie verliert die Zeile. Buchstaben tanzen. Der Text verschwimmt.
Nach zehn Minuten ist sie völlig erschöpft. Nicht, weil sie keine Lust hat zu lesen. Sondern weil es sich anfühlt, als müsste ihr ganzer Körper dabei mitarbeiten – und gegen etwas ankämpfen, das sie selbst nicht benennen kann.
Was sie nicht weiß: Dass es auch anders gehen könnte. Für Sophie ist das Lesen immer so. Anstrengend. Wackelig. Konzentrationsraubend. Sie hält das für normal – und denkt vielleicht sogar, dass mit ihr selbst etwas nicht stimmt.
Das erwartet dich in diesem Beitrag
Was Lesenlernen mit frühkindlichen Reflexen zu tun hat
Lesen ist weit mehr als das Erkennen von Buchstaben. Damit ein Kind flüssig lesen kann, müssen viele Dinge gleichzeitig gut zusammenspielen:
👁️ Die Augen müssen sich gleichmäßig über die Zeile bewegen.
🧠 Die Aufmerksamkeit muss gehalten werden.
📖 Das Gehirn muss Informationen schnell verarbeiten.
Was viele nicht wissen: Ein frühkindlicher Reflex – Asymmetrisch Tonischer Nackenreflex (ATNR) – kann genau das stören.
Der ATNR – und warum er beim Lesen stören kann
Der asymmetrisch-tonische Nackenreflex (ATNR) entsteht schon im Mutterleib und hilft dem Baby bei der Geburt und in den ersten Monaten beim Greifen, Fokussieren und Bewegen. Wenn das Baby den Kopf zur Seite dreht, streckt sich automatisch der gleichseitige Arm, der andere beugt sich.
Dieser Reflex ist wichtig – aber nur in den ersten Lebensmonaten. Bleibt er darüber hinaus aktiv, kann er das spätere Lernen massiv beeinträchtigen. Besonders beim Lesen und Schreiben.
Wie zeigt sich ein aktiver ATNR im Schulalltag?
Kinder mit einem nicht integrierten ATNR müssen beim Lesen oft den ganzen Kopf mitdrehen, statt nur die Augen zu bewegen. Ihre Blicksteuerung ist unkoordiniert, sie verlieren die Zeile, verwechseln Buchstaben oder überspringen Wörter.
Die Folge: Lesen wird anstrengend. Konzentration bricht schnell ab. Die Motivation sinkt.
Manche Kinder bekommen dann das Etikett „Lese-Rechtschreib-Schwäche“ (LRS) – obwohl die Ursache ganz woanders liegt: im Nervensystem.
ADHS und ATNR – ein übersehener Zusammenhang
Auch bei Kindern mit ADHS ist der ATNR oft noch aktiv. Studien zeigen: Bei bis zu 80 % der ADHS-Betroffenen bleibt dieser Reflex bestehen. Das ist kein Zufall – denn ein aktiver ATNR deutet auf ein unreifes vestibuläres System hin, also das Gleichgewichtssystem im Gehirn. Und dieses beeinflusst:
- die Körperspannung,
- die Augenbewegung,
- die Fähigkeit, ruhig zu sitzen,
- und die Fokussierung der Aufmerksamkeit.
Wenn der Körper ständig korrigieren muss, bleibt kaum Energie fürs eigentliche Lernen.
Was hilft: Integration statt Kompensation
Die gute Nachricht: Frühkindliche Reflexe lassen sich auch später noch integrieren.
Mit gezielten Bewegungsübungen kann das Nervensystem „nachreifen“. In der Praxis sehen wir oft:
- Kinder können plötzlich flüssiger lesen
- Sie behalten die Zeile
- Sie lesen mit weniger Anstrengung – und mehr Selbstvertrauen
Es geht dabei nicht um Nachhilfe, sondern um die Basis. Um neurologische Reife statt wiederholtes Üben.
Was du jetzt tun kannst
Wenn du ein Kind begleitest, das beim Lesenlernen Schwierigkeiten hat – oder wenn du selbst betroffen bist –, lohnt sich ein Blick auf den Reflexstatus. Denn nicht jede LRS ist eine Frage der Übung. Manchmal ist sie eine Frage der neuronalen Reife.
👉 Unser ReflexCheck kann dir erste Hinweise geben.
Der Fragebogen hilft dir einzuschätzen, ob noch frühkindliche Reflexe aktiv sein könnten – zum Beispiel der ATNR. Anschließend erhältst du eine erste Auswertung per Mail
📌 mit Hinweisen auf mögliche aktive frühkindliche Reflexe
📌 und konkreten Übungen, die sofort helfen können
Was viele nicht wissen – und was du tun kannst
Ein frühkindlicher Reflex kann weit mehr beeinflussen als nur Bewegungen. Er kann das Lesenlernen erschweren, die Konzentration hemmen – und ein Kind frustrieren, das eigentlich bereit ist zu lernen. Doch das lässt sich verändern. Mit gezielten Impulsen, fundiertem Wissen und der richtigen Begleitung. Probiere AAIM Reflexintegration aus – und erlebe den Unterschied.