Viele Lehrkräfte kennen das: Kinder, die nicht stillsitzen können, die ständig abschweifen, den Faden verlieren oder beim Lesen immer wieder in der Zeile verrutschen. Mit dem Stuhl kippeln, dazwischen reden – diese Liste ließe sich noch lange weiter führen. Was, wenn das gar kein „Wollen“ ist – sondern ein „Nicht-Können“?
Reflexintegration ist kein esoterischer Schnickschnack, sondern ein effektiver Weg, das Lernen und Leben in der Schule für alle leichter zu machen – für die Kinder genauso wie für die Lehrer:innen. Denn wenn die Kinder konzentrierter, ruhiger und emotional ausgeglichener sind, wird auch das Unterrichten einfacher. Der ganze Schulalltag wird entspannter – für alle Beteiligten.
Es geht nicht um Lehrkräfte gegen Kinder, sondern um ein echtes Miteinander. Und das Beste: Die Übungen sind einfach, brauchen nur wenige Minuten und lassen sich problemlos in den Alltag einbauen.
Das erwartet dich in diesem Beitrag
Hier ein paar Gründe, warum Reflexintegrationsübungen in keiner Klasse fehlen sollten:
1. Mehr Konzentration, weniger Ablenkung
Reflexe wie der ATNR (asymmetrisch-tonischer Nackenreflex) oder der STNR (symmetrisch-tonischer Nackenreflex) sorgen dafür, dass Kinder sich nur schwer zwischen Tafel und Heft orientieren können. Oder dass sie schnell den Fokus verlieren.
➡️ Regelmäßige Reflexübungen helfen dem Gehirn, effizienter zu arbeiten – und fördern die gezielte, anhaltende Aufmerksamkeit.
2. Besser lesen und schreiben
Ein nicht integrierter ATNR führt oft dazu, dass Kinder beim Lesen „verrutschen“ oder beim Schreiben verkrampfen.
➡️ Mit Reflexarbeit verbessern sich das visuelle Tracking, die Augen-Hand-Koordination – und die Schreibbewegung wird flüssiger.
3. Mehr innere Ruhe, weniger emotionale Achterbahn
Wenn Reflexe aktiv bleiben, ist das Nervensystem ständig in Alarmbereitschaft. Das kann zu Angst, Überreaktionen oder Wutausbrüchen führen – selbst bei kleinen Auslösern.
➡️ Reflexintegration beruhigt das System. Die Kinder fühlen sich sicherer, regulierter – und sind viel offener fürs Lernen.
4. Weniger Zappeln, bessere Haltung
Der TLR (tonischer Labyrinthreflex) beeinflusst unsere Haltung und unser Gleichgewicht. Ist er aktiv, fällt es Kindern schwer, aufrecht zu sitzen – sie rutschen herum oder „hängen“ in der Bank.
➡️ Übungen zur Integration stabilisieren den Rumpf und reduzieren den Bewegungsdrang spürbar.
5. Mehr Koordination und Feinmotorik
Kinder, die beim Schneiden, Schreiben oder Werfen Schwierigkeiten haben, zeigen oft eine unvollständig entwickelte Motorik – ein Zeichen für restaktive Reflexe.
➡️ Reflexintegration stärkt den Muskeltonus, verbessert die Raumwahrnehmung – und gibt Kindern mehr Geschicklichkeit an die Hand.
6. Unterstützung bei ADHS, LRS & Co.
Viele Kinder mit ADHS, Dyskalkulie, Lese-Rechtschreib-Schwäche oder sensorischen Problemen haben nachweislich noch aktive frühkindliche Reflexe. Das ist kein Zufall – denn genau diese Reflexe stören die neurologische Entwicklung.
➡️ Bewegungsbasierte Übungen setzen genau dort an – sie helfen, neuronale „Lücken“ zu schließen und schaffen neue Verbindungen im Gehirn.
7. Bessere Lernvoraussetzungen für alle
Reflexintegrationsübungen aktivieren das Stammhirn – die Schaltzentrale für Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Selbstregulation und Problemlösefähigkeit.
➡️ Und das Beste: Die Übungen dauern nur wenige Minuten, sind leicht umzusetzen und machen den Kindern meist sogar Spaß.
Und was kannst du konkret tun?
AAIM Reflexintegration ist kein Luxus, sondern eine einfache Maßnahme mit großer Wirkung. Wer regelmäßig kleine Bewegungsübungen im Klassenzimmer einbaut – ob in der Morgenrunde, nach der Pause oder als kurze Unterbrechung zwischendurch – stärkt die Konzentration, verbessert das Miteinander und schafft ein ausgeglichenes Lernklima.
Als Lehrer:in hast du die Möglichkeit, unser Gruppenprogramm direkt an deiner Schule zu etablieren. So wird Reflexintegration Schritt für Schritt ein selbstverständlicher Teil eures Alltags – und sorgt für stressfreieres, gemeinschaftlicheres Lernen und Leben in der Klasse.
Weiterführende Beiträge
- Klassenzimmerfreundliche Reflexintegrationsübungen
- Wie ein frühkindlicher Reflex das Lesenlernen erschweren kann – und was bei LRS und ADHS wirklich helfen kann
- Frühkindliche Reflexe: Der unterschätzte Einfluss bei ADHS, Angst und Autismus
- Fokus bitte! – 5 konkrete Tipps, um Konzentrationsproblemen endlich den Stecker zu ziehen
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