AART Reflexintegration Die Kunst der Reflexintegration

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Was ist Reflexintegration? Und was ist der Unterschied zur Ergotherapie?

Claudia Hannemann, Reflexintegrationstrainerin und Gründerin der Awesome Academy, sitzt lächelnd vor einer Tafel, auf der ‚Reflexintegration‘ steht. Sie hält das Bein eines Kindes in einer Übungsposition.

Reflexintegration ist ein Trainingsansatz, der darauf abzielt, frühkindliche Reflexe, die noch aktiv sind, durch gezielte Bewegungen zu hemmen oder weiterreifen zu lassen. Diese Reflexe sind ursprünglich für das Überleben und die frühkindliche Entwicklung wichtig, sollten aber im Laufe der ersten Lebensjahre vom Nervensystem gesteuert und in größere Bewegungsmuster integriert werden. Bleiben sie aktiv, kann das Auswirkungen auf die motorische Koordination, die sensorische Wahrnehmung, das Verhalten und die kognitive Entwicklung haben. Reflexintegration hilft, diese Restaktivitäten auszugleichen, um das Zusammenspiel von Gehirn und Körper zu verbessern. Davon profitieren sowohl Kinder mit Entwicklungsverzögerungen als auch Erwachsene mit Stress- oder Spannungsmustern.

Was ist der Unterschied zwischen Reflexintegration und Ergotherapie?

Stell dir vor, du hast Kopfschmerzen. Was ist das erste, was du tust, wenn du keine Ahnung hast, woher sie kommen? Vielleicht nimmst du eine Tablette und hoffst, dass die Schmerzen aufhören. In der Regel passiert das dann auch. Doch wie geht es weiter, wenn die Wirkung der Tablette nachlässt? Nimmst du eine weitere? Gehst du zum Arzt? Was würdest du als nächstes tun?

Mit der Unterscheidung zwischen Reflexintegration und Ergotherapie ist es ein bisschen so, wie in diesem Kopfschmerzbeispiel. In der Regel wirst du bei deinen Kopfschmerzen zu Mitteln und Methoden greifen, die den Schmerz beheben. Du arbeitest also am Symptom und hoffst darauf, dass du eine Strategie findest, die dein Symptom – also die Kopfschmerzen – beseitigt.

Und nun stell dir vor, dein Kind kann sich nicht konzentrieren. Oder es hat Schwierigkeiten, seine Gefühle zu regulieren – reagiert wütend und zornig in Situationen, die recht harmlos sind und haut dann oder beißt seine Geschwister, Klassenkameraden sowie Kita-Freunde – vielleicht sogar auch dich. Dein erster Weg, wenn dir so etwas auffällt, geht wohl zur Lehrerin, zur Erzieherin, zu einer Freundin, die auch Mama ist oder du besprichst das Thema beim nächsten U-Termin mit dem Kinderarzt. Und natürlich sprecht ihr über das Problem, das Symptom, das dein Kind zeigt – und überlegt, wie ihm geholfen werden kann. Je nach dem, wen du fragst, werden dir verschiedene Vorschläge gemacht, wie deinem Kind geholfen werden kann, damit dieses Problem verschwindet. Dir wird Nachhilfe, ein Konzentrationstraining, Resilienztrainings oder eben Ergotherapie empfohlen. Das gute an der Ergotherapie: dort bekommst du oft einige der Lösungsideen aus einer Hand für dein Kind. Kompetent werden mit dem Kind beim Ergotherapeuten verschiedene Strategien geübt, damit es lernt, sein Problem zu händeln.

Ergotherapie setzt also an den sichtbaren Symptomen an. Sie hilft Kindern (und Erwachsenen), Strategien zu entwickeln, um mit ihren Herausforderungen umzugehen. Dein Kind lernt zum Beispiel, sich durch spezielle Konzentrationsübungen besser zu fokussieren oder bekommt taktile Reize, um seine Körperwahrnehmung zu verbessern.

Bei der Reflexintegration wird ebenfalls geschaut, welche Herausforderungen dein Kind – oder du selbst – im Alltag hat. Reflexintegration geht dann jedoch viel tiefer. Sie sucht nach möglichen neurologischen Ursachen für diese Probleme – wie nicht integrierte frühkindliche Reflexe. Anstatt nur an den Symptomen zu arbeiten, wird das Nervensystem durch gezielte Bewegungsmuster nachgereift. Dadurch verschwinden viele Schwierigkeiten an der Wurzel, weil das Gehirn und der Körper besser zusammenarbeiten können.

Beide Ansätze haben ihre Berechtigung und können sich sogar ergänzen. Doch wenn Entwicklungsprobleme durch nicht integrierte Reflexe entstehen, ist es sinnvoll, genau dort anzusetzen.

Sven – Vom „schwer erziehbaren“ Kind zum Streitschlichter

Sven ist ein fröhlicher und aufgeweckter Junge. Als er zum ersten Mal vor mir saß, galt er in der Kita als „schwer erziehbar“. In der Ergotherapie war er aus der Ergo-Gruppe wieder ausgeschlossen worden, weil Gruppensituationen ihn nach wie vor so heftig überforderten, dass es ihm nicht möglich war, die erlernten Strategien zur Selbstregulation anzuwenden. Statt dessen reagierte er auf Herausforderungen mit körperlichen Übergriffen, Spucken sowie Beleidigungen und Beschimpfungen – sowohl gegenüber Kindern als auch Erwachsenen.

Schon nach dem zweiten Reflexintegrationstermin, bei dem wir die Stressschutzreflexe integriert hatten, bemerkte seine Ergotherapeutin eine Veränderung. Sie fragte Svens Mutter, ob sich in seinem Leben etwas Grundlegendes verändert habe. Zunächst war die Mutter verwundert, doch dann stellte sie selbst den Zusammenhang zur Reflexintegration her. Das Feedback, das Mutter und Sohn aus Kita, Ergotherapie und familiärem Umfeld bekamen, war toll – für beide!

Heute geht Sven in die Schule, ist ein lernbegeisterter Schüler und für seine Klasse auch sozial-emotional eine wichtige Stütze. Die Konfliktlösungsstrategien, die er in der Ergotherapie gelernt hat, kann er nun nicht nur für sich selbst nutzen, sondern setzt sie aktiv ein, um Streit zwischen anderen Kindern zu schlichten.

Svens Geschichte zeigt: Wenn Strategien allein nicht greifen, kann es sinnvoll sein, an der Basis zu arbeiten – dort, wo Verhalten überhaupt entsteht.

Wann brauchen wir Reflexintegration?

Reflexintegration ist dann sinnvoll, wenn frühkindliche Reflexe nicht vollständig gehemmt oder integriert wurden und dadurch die Entwicklung beeinträchtigen.

Typische Anzeichen für restaktive frühkindliche Reflexe

  1. Motorische Auffälligkeiten
    • Ungeschicklichkeit, häufiges Stolpern oder Hinfallen
      • Dein Kind stolpert oft über seine eigenen Füße.
      • Beim Treppensteigen hält es sich immer am Geländer fest, weil es sich unsicher fühlt.
      • Es fällt ihm schwer, auf einem Bein zu stehen oder zu hüpfen.
    • Verkrampfte Stifthaltung oder Schwierigkeiten beim Schreiben
      • Dein Kind hält den Stift sehr fest oder verkrampft, sodass es schnell ermüdet oder ihm Hand und Arm weh tun.
      • Beim Schreiben drückt es so stark auf, dass das Papier reißt oder Abdrücke auf der nächsten Seite zu sehen sind.
      • Es vermeidet Malen oder Schreiben, weil es anstrengend und unangenehm ist.
    • Probleme mit der Körperkoordination oder Haltungsschwäche
      • Dein Kind sitzt oft zusammengesackt, stützt den Kopf ab oder liegt mehr auf dem Tisch, als dass es richtig daran sitzt.
      • Beim Sport oder Toben ermüdet es schneller als Gleichaltrige.
      • Dein Kind kann nicht flüssig Radfahren oder schwimmen lernen.
      • Es klettert nicht gern und vermeidet Ballspiele.
      • Es fällt ihm schwer, einen Ball zu fangen oder gezielt zu werfen.
      • Bewegungsabläufe, die für andere Kinder selbstverständlich sind (z. B. auf einem Bein hüpfen, rückwärts laufen), wirken unkoordiniert oder sind kaum möglich.

        Diese motorischen Schwierigkeiten hängen oft mit nicht integrierten Reflexen wie dem tonischen Labyrinth-Reflex (TLR), dem asymmetrisch-tonischen Nackenreflex (ATNR) oder dem Moro-Reflex zusammen.
  2. Lern- und Konzentrationsprobleme
    • Leicht ablenkbar, Schwierigkeiten beim Zuhören
      • Dein Kind schaut oft aus dem Fenster oder spielt mit Gegenständen, anstatt sich auf die Aufgabe zu konzentrieren.
      • Es hört eine Anweisung, vergisst sie aber kurz darauf oder fragt mehrmals nach.
      • Es fällt ihm schwer, eine Aufgabe zu Ende zu bringen, weil es ständig von Geräuschen oder anderen Reizen abgelenkt wird.
    • Langsames oder mühsames Lernen trotz normaler Intelligenz
      • Dein Kind braucht deutlich länger für Hausaufgaben als Gleichaltrige.
      • Es versteht etwas, vergisst es aber nach kurzer Zeit wieder und muss ständig neu üben.
      • Es strengt sich sehr an, aber das Lernen fühlt sich für alle Beteiligten mühsam an.
    • Schwierigkeiten mit Lesen, Schreiben oder Rechnen
      • Dein Kind vertauscht Buchstaben oder Zahlen, besonders „b“ und „d“ oder „6“ und „9“.
      • Es liest sehr stockend oder überspringt Wörter und Zeilen.
      • Beim Schreiben lässt es Buchstaben aus oder spiegelt sie.
      • Matheaufgaben, die das räumliche Denken erfordern (z. B. Mengenverständnis, Zehnerübergänge), sind besonders schwer.

        Viele dieser Herausforderungen hängen mit nicht integrierten Reflexen wie dem asymmetrisch-tonischen Nackenreflex (ATNR), dem Moro-Reflex oder dem Spinal-Galant-Reflex zusammen.
  3. Emotionale und soziale Herausforderungen
    • Schnelle Frustration & Wutausbrüche
      • Dein Kind wird sehr schnell wütend, wenn etwas nicht klappt – selbst bei Kleinigkeiten.
      • Es schmeißt Spielsachen, haut um sich oder verlässt wütend den Raum.
      • Es kann sich nur schwer beruhigen und braucht oft lange, um wieder in Kontakt zu kommen.
    • Starke Reaktionen in scheinbar harmlosen Situationen
      • Dein Kind reagiert über, wenn es aus Versehen angerempelt wird oder wenn jemand etwas sagt, das ihm nicht passt.
      • Es schreit, weint oder greift andere Kinder körperlich an – ohne dass die Situation für andere nachvollziehbar eskalierend war.
      • In Konfliktsituationen fehlt ihm oft die Fähigkeit, sich verbal auszudrücken oder Kompromisse zu finden.
    • Schwierigkeiten mit Nähe, Distanz und Gruppenverhalten
      • Dein Kind will entweder ständig Körperkontakt oder weicht Berührungen konsequent aus.
      • In Gruppen zieht es sich zurück oder gerät schnell in Streit.
      • Es fällt ihm schwer, sich in andere hineinzuversetzen oder Spielregeln einzuhalten.

        Diese Verhaltensweisen hängen häufig mit nicht integrierten Reflexen zusammen, z. B. dem Moro-Reflex, dem Furcht-Lähmungs-Reflex (FLR) oder dem Spinal-Galant-Reflex. Sie beeinflussen, wie ein Kind auf Stress und soziale Reize reagiert – oft, ohne dass es sich dessen bewusst ist oder es steuern kann.
  4. Sensorische Besonderheiten
    • Berührungen werden als unangenehm oder „zu viel“ empfunden
      • Dein Kind schreckt zusammen, wenn du es sanft am Arm berührst.
      • Es hasst Etiketten in der Kleidung, bestimmte Stoffe oder enge Kleidung.
      • Es weicht Umarmungen aus oder reagiert aggressiv, wenn andere Kinder zu nahe kommen.
    • Reizüberflutung durch Geräusche, Licht oder Gerüche
      • Dein Kind hält sich oft die Ohren zu, auch bei normalen Geräuschen.
      • Es ist sehr geräuschempfindlich und reagiert schnell mit Rückzug, Weinen oder Wut.
      • Es stört sich an Gerüchen oder Lichtern, die andere gar nicht wahrnehmen.
    • Unterempfindlichkeit & Suche nach starken Reizen
      • Dein Kind scheint „nicht zu spüren“, wenn es sich stößt oder hinfällt.
      • Es liebt starke Reize: Springen, Rennen, Toben – am besten alles gleichzeitig.
      • Es drückt sehr fest beim Malen oder Schreiben, beißt in Gegenstände oder liebt es, sich irgendwo dagegenzulehnen.
    • Probleme mit der Körperwahrnehmung
      • Dein Kind stößt ständig an Möbel oder Menschen, wirkt „grobmotorisch“.
      • Es wirkt oft „ganz bei sich“, nimmt aber seine Umgebung nicht richtig wahr.
      • Es kann schlecht einschätzen, wo sein Körper anfängt oder aufhört – z. B. bei Bewegungen im Raum oder beim Anziehen.

        Diese sensorischen Auffälligkeiten stehen häufig in Zusammenhang mit Reflexen wie dem Spinal-Galant, dem Babkin-Reflex, dem Landau-Reflex oder dem Plantarreflex – je nachdem, ob eine Über- oder Unterempfindlichkeit vorliegt.
Eine Ergotherapeutin an der Liege bei der Anwendung von Reflexintegrationstechniken. Hier konkret im Rahmen ihrer Ausbildung zur AART Reflexintegrationstrainerin.

Für wen macht Reflexintegration Sinn? Und wann lieber zu einem Ergotherapeuten gehen?

Reflexintegration ist besonders sinnvoll, wenn Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten bestehen, die nicht durch äußere Umstände erklärbar sind – oder wenn trotz Ergotherapie, Nachhilfe oder anderen Maßnahmen keine nachhaltige Veränderung eintritt.

Sinnvoll ist Reflexintegration zum Beispiel, wenn dein Kind…

  • schnell überreizt ist oder impulsiv reagiert,
  • sich schwer konzentrieren kann oder sehr unruhig ist,
  • auffällige Bewegungsmuster zeigt (z. B. Ungeschicklichkeit, Körperspannung, Haltungsschwäche),
  • in Gruppen überfordert ist oder starke soziale Unsicherheiten zeigt,
  • Schwierigkeiten hat, zur Ruhe zu kommen, einzuschlafen oder Vertrauen aufzubauen.

In diesen Fällen kann es hilfreich sein, nicht nur an den sichtbaren Herausforderungen zu arbeiten, sondern einen Schritt tiefer zu gehen: an die neurologischen Grundlagen – die frühkindlichen Reflexe.

Auch Erwachsene profitieren von Reflexintegration – z. B. bei chronischem Stress, Verspannungen, Reizüberflutung, innerer Unruhe oder dem Gefühl, immer „in Alarmbereitschaft“ zu sein.

Und wie passt dazu die Ergotherapie?

Ergotherapie ist ein wichtiger Baustein in der Entwicklungsförderung. Besonders wenn es darum geht, alltagspraktische Fähigkeiten zu stärken – wie Feinmotorik, Selbstständigkeit, Körperwahrnehmung oder auch soziale Kompetenzen – leistet sie großartige Arbeit. Viele Ergotherapeut:innen arbeiten zudem mit sensorischer Integration (SI) oder anderen spezialisierten Ansätzen, die Kindern helfen, ihren Körper besser wahrzunehmen und zu regulieren.

Gerade wenn Reflexintegration und Ergotherapie Hand in Hand gehen, kann das sehr kraftvoll sein. Denn:
👉 Reflexintegration schafft im Nervensystem die Basis dafür, dass Strategien aus der Ergotherapie überhaupt greifen können.
👉 Ergotherapie bietet gleichzeitig einen Raum, um diese Fähigkeiten konkret im Alltag zu üben und zu festigen.

Nicht entweder–oder, sondern miteinander.

Wenn du das Gefühl hast, dein Kind kommt trotz guter Förderung nicht richtig weiter – oder Fortschritte brechen immer wieder weg – dann lohnt sich der Blick auf frühkindliche Reflexe. Sie sind oft der „unsichtbare Teil des Eisbergs“, unter der Oberfläche. Reflexintegration kann hier eine wertvolle Ergänzung sein – und mit der Ergotherapie zusammen ein richtig starkes Team bilden.

Wie geht Reflexintegration?

In der Praxis kombinieren wir verschiedene, sich ergänzende Ansätze:
👉 das BRMT®-Bewegungstraining nach Prof. Harald Blomberg,
👉 isometrische Haltearbeit nach Dr. Svetlana Masgutova,
👉 und Elemente aus der Nervensystemregulation, wie sie u. a. Stanley Rosenberg beschreibt.

Diese Methoden greifen ineinander und haben ein gemeinsames Ziel: dem Nervensystem gezielt Reize zu geben, die es zur Nachreifung und Beruhigung anregen.

Eine typische Stunde dauert ca. 60 Minuten und beginnt damit, dass wir gemeinsam prüfen, ob die Arbeit der letzten Sitzung abgeschlossen ist – also ob der bearbeitete Reflex inzwischen gehemmt bzw. gereift ist.

Im nächsten Schritt testen wir gezielt einen neuen Reflex. Wenn eine Restaktivität festgestellt wird, folgen gezielte Übungen, die individuell auf dein Kind (oder dich als erwachsenen Klienten) abgestimmt sind.

Am Ende der Stunde bekommst du Bewegungsaufgaben für zu Hause mit – einfach, klar erklärt und gut in den Alltag integrierbar.

Claudia Hannemann, Trainerin für Reflexintegration und Gründerin der Awesome Academy, bei der Anwendung einer Übung zur Reflexhemmung mit einem Kind auf der Behandlungsliege.

Warum das Üben zu Hause so wichtig ist

Auch wenn die Sitzungen in der Praxis wichtig sind – die eigentliche Veränderung passiert durch die Wiederholung im Alltag.

Die Hemmung frühkindlicher Reflexe tritt nicht durch einmalige Bewegung ein, sondern durch Wiederholung in einem sicheren Rahmen. Im ersten Lebensjahr wiederholt ein Baby bestimmte Bewegungsabfolgen immer und immer wieder – scheinbar zufällig, aber neurologisch höchst sinnvoll. Der „eingebaute Fitnesstrainer“ sorgt dafür, dass durch reflexausgelöste Bewegungen Muskeln gestärkt, neuronale Strukturen ausgebaut und unzählige Verbindungen zwischen den verschiedenen Gehirnbereichen sowie zwischen Körper und Gehirn aufgebaut werden.

Genau das braucht das Nervensystem auch später, wenn Reflexe nicht vollständig integriert wurden:

  • Wiederholung,
  • am besten täglich,
  • mit rhythmischen, gleichmäßigen Bewegungen.

Die Übungen, die in der Reflexintegration eingesetzt werden, orientieren sich genau an diesen natürlichen Bewegungsimpulsen der frühen Kindheit. Durch regelmäßige Wiederholung wird das Gehirn eingeladen, ein unvollständig entwickeltes Muster nachträglich zu vervollständigen – wie ein Puzzle, das erst durch tägliches Üben vollständig wird.

Daher ist das tägliche Üben zu Hause nicht nur „Hausaufgabe“ – es ist der entscheidende Teil des Prozesses, in dem die eigentliche Veränderung passiert. Die Praxis ist der Impulsgeber, aber das Training zu Hause ist der Ort, an dem das Nervensystem lernt, das Neue als Normal zu empfinden.

Du kannst dir das das vorstellen wie bei einem neuen Tanzschritt oder beim Schreibenlernen: je häufiger geübt wird, desto schneller automatisiert das Gehirn das neue Muster – und ersetzt damit das alte Reflexmuster.

🟡 Ohne regelmäßiges Üben bleibt der neue Reiz ein kurzer Impuls.
🟢 Mit täglichem Üben wird daraus eine neue Bahn im Gehirn – und damit echte Veränderung.

Keine Sorge: Die Übungen sind meist kurz und lassen sich gut in bestehende Abläufe einbauen – z. B. morgens nach dem Zähneputzen oder abends vor dem Schlafengehen. Und: du musst dabei nichts „richtig“ machen. Es geht um das liebevolle Dranbleiben, nicht um Perfektion. „Wir sind hier zum Üben, nicht zum Können!“

Woran merkt man, dass Reflexe nicht integriert sind?

Die Antwort auf diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch diesen Beitrag:
Motorische Ungeschicklichkeit, emotionale Überreaktionen, Konzentrationsprobleme oder sensorische Besonderheiten – all das kann mit nicht integrierten frühkindlichen Reflexen zusammenhängen.

In den vorherigen Abschnitten findest du viele konkrete Beispiele und Anzeichen dafür, woran man das erkennt.

Wenn du dich oder dein Kind in mehreren dieser Punkte wiederfindest und du dich fragst, ob restaktive frühkindliche Reflexe auch für euch ein Thema sind, dann gibt dir unser ReflexCheck eine erste Idee zur Selbsteinschätzung. Er ist keine Diagnose – aber ein wertvoller Hinweisgeber, ob sich ein Blick auf die körperlichen Grundlagen lohnen könnte.

Am Ende erhältst du nicht nur eine persönliche Auswertung, sondern auch eine gezielte Bewegungsübung, die deinem Kind helfen kann, zur Ruhe zu kommen und den Fokus besser zu halten – eine erste kleine Unterstützung für euren Alltag.

➡️ Hier geht’s zum ReflexCheck

Wie lange dauert Reflexintegration?

Diese Frage kommt fast immer – und sie ist total berechtigt. Die ehrliche Antwort lautet: es kommt drauf an. Denn jedes Kind, jeder Mensch – jedes Nervensystem bringt eine eigene Geschichte mit – und damit auch ein eigenes Tempo.

Wie lange die Reflexintegration insgesamt dauert, hängt vor allem davon ab,

  • wie viele frühkindliche Reflexe noch aktiv sind,
  • wie stark diese im Nervensystem verankert sind,
  • und wie regelmäßig zu Hause geübt wird.

Grundsätzlich finden die Termine beim AART Reflexintegrationstrainer etwa alle 4 bis 6 Wochen statt. In jeder Stunde wird ein neuer Reflex getestet und – falls nötig – bearbeitet.

🟡 Ich sage den Kindern meist: „Wir arbeiten ungefähr ein Schuljahr lang zusammen.“
Das ist ein Zeitraum, mit dem sie etwas anfangen können – er ist überschaubar und motivierend, weil er ein klares Ziel in Aussicht stellt.

🟢 Erste Veränderungen zeigen sich oft schon nach wenigen Sitzungen, – zum Beispiel mehr innere Ruhe, bessere Koordination oder weniger emotionale Überreaktionen – vor allem, wenn zu Hause regelmäßig geübt wird. Für nachhaltige Veränderungen braucht das Gehirn jedoch Wiederholung und Zeit.

Reflexintegration ist kein Sprint, sondern eher eine sanfte Reise zurück zur eigenen inneren Ordnung. Manche Wege gehen schneller, andere brauchen mehr Geduld. Wichtig ist nicht das Tempo – sondern, dass sich überhaupt etwas bewegt.

Fazit: Reflexintegration – ein oft fehlender Baustein in der Entwicklung

Nicht integrierte frühkindliche Reflexe sind wie kleine Stolpersteine im Nervensystem – oft unbemerkt, aber mit großer Wirkung auf Motorik, Verhalten, Wahrnehmung und Lernen.

Reflexintegration setzt genau dort an: an der Wurzel. Sie schafft die neurologischen Voraussetzungen dafür, dass Kinder (und auch Erwachsene) sich in ihrem Körper wohler fühlen, klarer wahrnehmen, gezielter handeln und stabiler durchs Leben gehen können.

Dabei geht es nicht um schnelle Lösungen, sondern um echte Reifung. Ergotherapie und Reflexintegration schließen sich dabei nicht aus – im Gegenteil: Sie können sich wunderbar ergänzen und gemeinsam einen Entwicklungsweg ermöglichen, der individuell, ganzheitlich und nachhaltig ist.

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AART steht für die besondere Art und Weise, wie wir Reflexintegration lehren – fundiert, praxisnah und ganzheitlich. Es vereint wissenschaftliche Erkenntnisse mit jahrzehntelanger Erfahrung und innovativen Lehrmethoden. Die AART-Zertifizierung ist ein Qualitätssiegel für alle, die Reflexintegration auf höchstem Niveau anwenden und vermitteln möchten.