AART Reflexintegration Die Kunst der Reflexintegration

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Konzentration – einfach nur eine Frage der Motivation?

Ein Schulkind liegt bäuchlings auf einem Teppich und macht konzentriert Hausaufgaben. Daneben liegt ein Mäppchen. Im Bild ist der Text „Konzentration – einfach nur eine Frage der Motivation?“ eingeblendet.

Kürzlich lief mir auf Instagram ein Beitrag über den Weg, in dem eine Lerncoachin das Thema Konzentration aufgriff. Sie – genau wie viele andere Menschen auch, die Kinder beim Lernen begleiten – griff dabei eine Mär auf, die sich nach wie vor hartnäckig hält.

„Konzentration ist am Ende eine Entscheidung und hat wahnsinnig viel mit Motivation zu tun.“

Ich finde das traurig. Denn in diesem Satz schwingt – bewusst oder unbewusst – ein versteckter Vorwurf mit: Wenn du dich nicht konzentrieren kannst, dann bist du wohl einfach nicht motiviert genug. Doch so einfach ist es nicht.
Motivation ist sicher ein wichtiger Baustein. Aber sie ist eben nur ein Teil eines viel größeren Systems, das überhaupt erst ermöglichen muss, dass ein Mensch sich fokussieren kann.

Konzentration ist das Ergebnis – nicht der Anfang

Bevor ein Kind sich auf eine Sache konzentrieren kann, laufen in seinem Körper und Gehirn viele Prozesse ab, die dafür die Grundlage bilden. Konzentration ist kein Schalter, den man einfach umlegt. Sie ist vielmehr das Endprodukt eines fein abgestimmten Zusammenspiels von Wahrnehmung, Bewegung, innerer Sicherheit und geistiger Reife. Damit ein Kind seine Aufmerksamkeit gezielt steuern kann, braucht es:

  • Reizfilterung
    Unwichtiges wie Spielsachen, Geräusche oder Gedanken müssen in den Hintergrund treten, damit das Wesentliche in den Fokus rücken kann.
  • Körperliche Stabilität
    Dein Kind braucht eine stabile Körperhaltung – ohne dass es ständig vom Stuhl rutscht, sich verdreht, mit den Beinen schlenkert oder unruhig auf dem Sitz hin- und herrutscht. Wenn der Körper eigentlich Bewegung braucht, aber das Kind sich zwingen muss, still zu sitzen, geht ein Großteil der Energie in den Kampf gegen sich selbst – und nicht in die Aufgabe, die vor ihm liegt.
  • Die Augen gezielt einsetzen
    Damit Lesen, Schreiben oder Abschreiben gelingen, müssen die Augen in der Lage sein, ruhig über eine Zeile zu wandern, den Fokus zu halten und nicht bei jeder kleinen Bewegung „auszusteigen“. Ist das nicht der Fall, verrutschen Kinder in der Zeile, Buchstaben verschwimmen, „tanzen“ oder „springen“ – und das Lesen wird extrem anstrengend. Das führt oft zu schneller Ermüdung, tränenden Augen oder Kopfschmerzen. Kein Wunder, dass viele Kinder diese Aufgaben dann lieber vermeiden – oder irgendwann ganz verweigern.
  • Innere Sicherheit spüren
    Konzentration ist nur möglich, wenn ein Kind sich innerlich ruhig und sicher fühlt. Das bedeutet: kein ständiges inneres Alarmgefühl, kein Druck, keine Angst, etwas falsch zu machen. Kinder, deren Körper im Stressmodus „festhängt“, können sich nicht voll und ganz auf eine Aufgabe einlassen – selbst wenn sie es wollen. Denn sie müssen auf jedes Geräusch, jede Bewegung in der Umgebung reagieren, um sicherzugehen, dass keine „Gefahr“ droht. So sind sie ständig damit beschäftigt, ihre Umwelt zu überprüfen – anstatt bei der Sache zu bleiben.

Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann das Gehirn den Fokus halten – und das nennen wir dann Konzentration.

Wenn der Körper sich ständig einmischt – was frühkindliche Reflexe mit Konzentration zu tun haben

Claudia Hannemann, Mastertrainerin für Reflexintegration und Begründerin der AART Reflexintegration, sitzt barfuß auf einer Behandlungsliege und führt eine Reflexintegrationsübung mit einem Kind durch. Sie hält dessen Knie in einer ruhigen, achtsamen Position. Die Situation zeigt eine typische Sequenz aus dem Reflexintegrationstraining.

Viele Kinder, die sich nur schwer konzentrieren können, sind nicht einfach „unmotiviert“ oder „zappelig“. Sie haben ein ganz anderes Thema: Ihr Körper funkt ständig dazwischen.

Ein Grund dafür können sogenannte frühkindliche Reflexe sein. Diese Reflexe sind automatische Bewegungsmuster, mit denen jedes Baby zur Welt kommt. Sie sorgen z. B. dafür, dass ein Baby den Kopf drehen kann, sich festklammert oder sich beim Erschrecken schützt. Sie sind überlebenswichtig – aber nur für eine bestimmte Zeit.

Im Laufe der frühen Entwicklung sollten sie nach und nach integriert werden – also vom Körper „abgelegt“ werden, damit neue, willentlich gesteuerte Bewegungen entstehen können.
Passiert das nicht vollständig, bleiben die Reflexe im Hintergrund aktiv – und stören wichtige Fähigkeiten wie Konzentration, Ausdauer oder emotionale Regulation.

Wie sich nicht integrierte Reflexe auf Konzentration auswirken

Nicht integrierte Reflexe stören viele der Prozesse, die ein Kind braucht, um bei einer Aufgabe bleiben zu können. Hier ein genauerer Blick auf einige besonders relevante Reflexe:

Moro-Reflex – der innere Alarm

Der Moro-Reflex gehört zu den frühesten Schutzmechanismen des Menschen. Er sorgt beim Säugling für eine automatische „Schreckreaktion“ – die Arme schnellen nach außen, der Körper spannt sich, der Atem stockt. Das Baby signalisiert: „Ich brauche Hilfe!“

➡️ Wenn dieser Reflex aktiv bleibt, reagiert das Kind überempfindlich auf Reize:
Plötzliche Geräusche, Bewegungen, Lichtwechsel oder auch emotionale Spannung lösen inneren Stress aus.
Das Nervensystem ist in ständiger Alarmbereitschaft – statt im Lernmodus befindet sich das Kind dauerhaft im Überlebensmodus. Dabei zeigen sich zwei sehr unterschiedliche Reaktionsmuster:

Der äußere Alarm-Typ:
Diese Kinder wirken zappelig, überdreht oder impulsiv. Sie sind leicht ablenkbar, schnell erschrocken, platzen bei Frust förmlich heraus und tun sich schwer, ihre Emotionen zu regulieren.

Der stille Rückzugs-Typ:
Andere Kinder ziehen sich zurück. Sie wollen nichts falsch machen, vermeiden neue Aufgaben, haben Angst zu scheitern – und verweigern aus Sorge vor Überforderung. Sie beobachten genau, wirken angespannt und halten sich lieber zurück, statt sich mutig auszuprobieren.

In beiden Fällen gilt: Das Kind reagiert nicht absichtlich so – sein Körper ist im Daueralarm. Und solange das so ist, ist echte Konzentration kaum möglich.

Tonischer Labyrinthreflex (TLR) – die Grundlage für Haltung und Gleichgewicht

Der TLR beeinflusst die Muskelspannung in Abhängigkeit von der Kopfposition: Wenn der Kopf nach vorne geht, wird der Körper zum Beugen angeregt – beim Zurücklehnen zum Strecken.

➡️ Bleibt der TLR aktiv, ist die Muskelspannung schlecht regulierbar – der Körper ist entweder zu schlaff oder zu angespannt. Sitzen wird anstrengend, der Kopf „zieht nach unten“, und die Orientierung im Raum ist erschwert.

Typische Anzeichen:

  • Der Kopf wird beim Arbeiten auf dem Tisch abgelegt, weil das Halten zu anstrengend ist
  • Der Oberkörper kippt zur Seite oder sackt in sich zusammen
  • Probleme mit der Augensteuerung, z. B. Schielen oder „springende“ Augen
  • Gleichgewichtsprobleme und mangelndes Körpergefühl
  • Zehenspitzengang
  • Schwierigkeiten mit Koordination und Bewegungsfluss
  • Schwaches Gefühl für Zeit, Raum, Reihenfolgen oder Ursache-Wirkung-Zusammenhänge
  • In der Schule zeigt sich das z. B. durch:
    • Vertauschen von Zahlen und Buchstaben
    • Schwierigkeiten, grammatikalisch korrekte Sätze zu bilden
    • Probleme, einen Aufsatz logisch aufzubauen oder Gedanken zu strukturieren
    • Unsicherheiten bei Abschreibaufgaben und beim Einhalten von Linien

Diese Kinder wirken oft verträumt, unkonzentriert oder chaotisch – dabei fehlen ihnen schlichtweg die körperlichen Voraussetzungen, um sich stabil im Raum, auf dem Papier und im Denken zu orientieren.

ATNR – asymmetrisch-tonischer Nackenreflex

Der ATNR wird oft als „Hand-Auge-Koordinationstrainer“ bezeichnet. Er sorgt dafür, dass bei einer Kopfdrehung eine Körperseite gestreckt und die andere gebeugt wird – das Baby kann so gezielt zur Seite greifen.

➡️ Wenn dieser Reflex aktiv bleibt, beeinflusst jede Kopfbewegung unbewusst die Arm- und Körpermuskulatur – besonders beim Schreiben oder Lesen. Kopfbewegung = ungewollte Muskelanspannung. Das macht es schwer, in der Zeile zu bleiben, mit beiden Händen zusammenzuarbeiten oder ruhig zu schreiben.

Typische Anzeichen:

  • Buchstaben „kippen“, wenn der Kopf sich bewegt
  • Schwierigkeiten beim Schreiben in gerader Linie
  • verkrampfte Stifthaltung oder „mit dem ganzen Arm schreiben“
  • schnelle Ermüdung beim Lesen oder Abschreiben

Wie restaktive frühkindliche Reflexe das Lesen lernen behindern – und wie AART Reflexintegration dabei hilft, das Lesen endlich leichter wird – erfährst du hier.

Spinaler Galant – der Reflex des Fluchtimpulses

Der Spinale Galant reagiert auf Reize entlang der Wirbelsäule – besonders im unteren Rückenbereich. Ein Baby windet sich dadurch beim Wickeln oder Krabbeln – das unterstützt die Bewegung und das Zusammenspiel der Körperseiten.

➡️ Ist dieser Reflex weiterhin aktiv, wird jede Berührung – z.B. auch durch eine Stuhllehne – oder sogar Kleidung am Rücken als störend empfunden. Das kann sich in ständiger Unruhe zeigen – das Kind zappelt, rutscht, schlenkert mit den Beinen oder lehnt sich ständig zurück.

Typische Anzeichen:

  • schnelle Reizüberflutung bei vielen Sinneseindrücken
  • ständiges Bewegen auf dem Stuhl
  • Berührungsempfindlichkeit am Rücken
  • Schwierigkeiten, still zu sitzen
Illustration eines Jugendlichen von hinten im typischen „Generation Y“-Look: tief sitzende Hose mit sichtbarem Unterhosenbund („AWESOME“), lässiges T-Shirt, breite Haltung. Das Bild kann humorvoll verstanden werden – verweist zugleich aber auch auf mögliche körperliche Ursachen wie restaktive frühkindliche Reflexe, die Haltung und Körperspannung beeinflussen.

Warum aktive Reflexe Konzentration blockieren – nicht nur im Verhalten, sondern im ganzen System

Nicht integrierte frühkindliche Reflexe beeinflussen nicht nur, wie ein Kind sich bewegt, sitzt oder auf Reize reagiert. Sie wirken tiefer – bis hinein in die physiologischen Grundlagen von Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und geistiger Ausdauer.

Hier ein paar zentrale Zusammenhänge:

  • Gestörte Atmung
    Einige Reflexe – wie der TLR oder Moro – beeinflussen die Atemmuskulatur. Ist die Atmung flach oder verspannt, wird das Gehirn schlechter mit Sauerstoff versorgt. Die Folge: schnelles Ermüden, Konzentrationsprobleme, Unruhe.
  • Langsame Reizleitung
    Bewegung ist wichtig für die Reifung des Gehirns. Bleiben Reflexe aktiv, fehlen bestimmte Bewegungsmuster – die sogenannte Myelinisierung (die „Isolierung“ der Nervenbahnen) läuft nicht optimal. Das kann zu langsamer Reizverarbeitung, Denkpausen und „Datenverlusten“ führen.
  • Dauerstress statt Denkmodus
    Ein aktiver Moro-Reflex versetzt das System in ständige Alarmbereitschaft. Das Kind scannt unbewusst die Umgebung – auf der Suche nach Sicherheit – statt bei der Sache zu bleiben.

Konzentration wird so zur Daueranstrengung, weil der Körper ständig andere Prioritäten setzt – und das meist ganz ohne dass Kind oder Erwachsene es bewusst merken.

Reflexintegration: Die Wurzel stärken, nicht nur die Zweige stutzen

Wenn wir merken, dass ein Kind sich nur schwer konzentrieren kann, liegt der Fokus oft auf äußeren Hilfen: Zeitpläne, Motivationssysteme, Konzentrationsspiele, Fördermaterial. Das kann kurzfristig unterstützen – doch wenn der Körper selbst noch im Überlebensmodus ist, greifen diese Maßnahmen oft zu kurz.

AART Reflexintegration setzt genau dort an, wo Konzentration überhaupt erst möglich wird: im Körper.

Mit gezielten, einfachen Bewegungen – oft angelehnt an die frühkindliche Entwicklung – bekommt das Gehirn nachträglich die Gelegenheit, nicht integrierte Reflexe zu verarbeiten und zu regulieren. Das Nervensystem „sortiert sich neu“ – und das spüren Kinder oft schon nach kurzer Zeit.

Was AART Reflexintegration bewirken kann:

  • Der Körper kommt zur Ruhe, weil keine ungewollten Spannungsmuster mehr stören
  • Die Augen können gezielt geführt werden, das Lesen fällt leichter
  • Die Reizfilterung verbessert sich – Geräusche oder Bewegungen lenken nicht mehr so stark ab
  • Kinder haben mehr Energie fürs Denken, weil sie sich nicht mehr „gegen sich selbst“ anstrengen müssen
  • Innere Sicherheit entsteht – die Grundlage für Motivation, Selbstvertrauen und Lernfreude

👉 Statt ständig an den Symptomen zu arbeiten, gehen wir mit Reflexintegration an die Wurzel. Das bedeutet nicht, dass von heute auf morgen alles anders ist – aber es bedeutet, dass der Körper endlich nicht mehr gegensteuern muss, wenn das Kind sich konzentrieren will.

Ist dein Kind vielleicht auch betroffen?

Viele Eltern spüren: „Irgendetwas stimmt nicht – aber ich kann es nicht genau benennen.“ Wenn du dein Kind in einigen der beschriebenen Beobachtungen wiedererkennst, kann es sinnvoll sein, genauer hinzuschauen.

👉 Wir haben einen kostenfreien Fragebogen entwickelt, den ReflexCheck, der dir hilft, erste Anzeichen für restaktive frühkindliche Reflexe zu erkennen. Er ist keine Diagnose – aber ein wertvoller Hinweisgeber, ob sich ein Blick auf die körperlichen Grundlagen lohnen könnte.

Am Ende erhältst du nicht nur eine persönliche Auswertung, sondern auch eine gezielte Bewegungsübung, die deinem Kind helfen kann, zur Ruhe zu kommen und den Fokus besser zu halten – eine erste kleine Unterstützung für euren Alltag.

➡️ Hier geht’s zum Fragebogen

Konzentration – nicht einfach nur eine Frage der Motivation!

Wenn Kinder sich nicht konzentrieren können, liegt das nicht automatisch daran, dass sie nicht wollen.
Oft wollen sie sogar sehr – aber ihr Körper, ihr System, macht es ihnen schwer.

Motivation ist wichtig. Aber sie braucht ein stabiles Fundament: einen Körper, der nicht mehr im Alarmzustand ist. Augen, die fokussieren können. Bewegungen, die nicht mehr ständig ablenken. Und ein inneres Gefühl von Sicherheit.

Genau da setzt AART Reflexintegration an.
Sie geht an die Wurzel – leise, behutsam und oft mit erstaunlich großer Wirkung. Und wenn diese Basis wieder stabil ist, passiert oft das, worauf Eltern so lange gehofft haben: Das Kind kann. Und plötzlich will es auch.

Weiterführend Beiträge:

AART Reflexintegration Die Kunst der Reflexintegration

AART steht für die besondere Art und Weise, wie wir Reflexintegration lehren – fundiert, praxisnah und ganzheitlich. Es vereint wissenschaftliche Erkenntnisse mit jahrzehntelanger Erfahrung und innovativen Lehrmethoden. Die AART-Zertifizierung ist ein Qualitätssiegel für alle, die Reflexintegration auf höchstem Niveau anwenden und vermitteln möchten.