AAIM Reflexintegration Die Kunst der Reflexintegration

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Was ist Reflexintegration? Und wie wirkt Reflexintegrationstraining?

Trainerin zeigt Reflexübung mit Stift – Reflexintegrationstraining für Kinder und Erwachsene erklärt

Stell dir vor, du bist Architekt und sollst ein Haus bauen – womit beginnst du? Würde dein Hausbau damit beginnen, dass du das Dach aufsetzt – noch bevor die Wände stehen und das Fundament gelegt ist? Vermutlich nicht. Natürlich beginnst du mit dem Fundament – der Grundlage, auf der alles Weitere aufbauen kann.

Und nun stell dir vor, ein kleines Menschlein wird geboren. Alles beginnt mit der Befruchtung der Eizelle, den darauffolgenden Zellteilungen – und dann? Schon sehr früh geht es darum, den Grundstein für alle späteren Fähigkeiten und Kompetenzen zu legen. Dieses Fundament entsteht nicht erst mit dem ersten Wort oder Schritt – es wird viel früher angelegt: mit den frühkindlichen Reflexen.

Diese Reflexe sind weit mehr als einfache Bewegungsmuster. Sie sind die Basis der gesamten körperlichen Entwicklung – und zugleich der Startpunkt für die Bildung neuronaler Verknüpfungen im Gehirn. Mit jeder dieser reflexgesteuerten Bewegungen entsteht im kindlichen Nervensystem Verbindung – im wahrsten Sinne des Wortes. Verbindungen, auf denen späteres Lernen, Denken, Fühlen und Handeln aufbauen kann. Doch was passiert, wenn dieses Fundament instabil ist? Wenn einige dieser Reflexe aktiv bleiben – oder nie vollständig integriert wurden? Dann wird das „Haus“ zwar gebaut – aber mit kleinen und großen Schwächen, die sich oft erst Jahre später bemerkbar machen. Und genau hier setzt Reflexintegrationstraining an.

Grafik eines Hauses mit durchgehenden Säulen, die verschiedene frühkindliche Reflexe darstellen. Sie tragen das Dach mit der Aufschrift „Gehirnentwicklung & Neuromotorische Reifung“ – sinnbildlich für ein stabiles Nervensystem.
Ein stabiles Fundament: Integrierte frühkindliche Reflexe bilden die Basis für gesunde motorische, emotionale und kognitive Entwicklung.

Was sind frühkindliche Reflexe?

Frühkindliche Reflexe sind automatische, unwillkürliche Bewegungsmuster, die ein Baby von Geburt an – und zum Teil schon im Mutterleib – zeigt. Sie sind von der Natur eingerichtet worden, um das Überleben zu sichern, die Bewegungsentwicklung in Gang zu setzen und das Gehirn in seiner Reifung zu unterstützen. Diese Reflexe laufen ohne bewusstes Zutun ab. Ein Beispiel: Wenn man einem Neugeborenen die Wange streichelt, dreht es automatisch den Kopf in diese Richtung und öffnet den Mund – der sogenannte Suchreflex. Oder wenn es etwas in die Hand gelegt bekommt, schließt sich automatisch die Faust – der Greifreflex.

Doch es geht bei diesen Reflexen um weit mehr als nur instinktive Reaktionen. Jeder dieser Reflexe bringt Bewegung ins Spiel – und Bewegung bringt Gehirnentwicklung in Gang. Mit jeder Drehung, jedem Strecken, jedem Strampeln entstehen neue Verbindungen im Nervensystem. So entwickelt sich nach und nach die Fähigkeit, den eigenen Körper gezielt zu steuern – und schließlich auch sich selbst in der Welt zu orientieren.

Zu den bekanntesten frühkindlichen Reflexen gehören:

  • Moro-Reflex: eine Art „Alarmreaktion“ auf plötzliche Reize – wichtig für das Stresssystem.
  • Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex (ATNR): unterstützt das Sehen, Hören und die spätere Rechts-Links-Koordination.
  • Tonischer Labyrinthreflex (TLR): beeinflusst Haltung, Gleichgewicht und Muskelspannung.
  • Spinaler Galant: unterstützt das Drehen und Krabbeln – aber auch die sensorische Reizverarbeitung.
  • Landau-Reflex: fördert die Streckmuskulatur, die Aufrichtung und Körperspannung.
  • Symmetrisch-tonischer Nackenreflex (STNR): spielt eine Rolle beim Übergang vom Krabbeln ins Sitzen.
  • Palmarer Greifreflex: Basis für Handkoordination und Schreibmotorik.
  • Such- und Saugreflex: für Nahrungsaufnahme und Mundmotorik – aber auch Sprachentwicklung relevant.
  • Schreitreflex: zeigt sich beim Hochheben – vorbereitend auf das Laufen.
  • Furcht-Lähmungs-Reflex: eine sehr frühe Schutzreaktion auf Bedrohung – eng verknüpft mit Angstverarbeitung und emotionaler Regulation.
  • Bonding-Reflex: stärkt die emotionale Bindungsfähigkeit und das Urvertrauen – Grundlage für soziale und emotionale Entwicklung.

In den ersten Lebensjahren sollten sich diese Reflexe nach und nach in bewusste, kontrollierte Bewegungen umwandeln. Dieser Prozess wird als Reflexintegration bezeichnet. Er verläuft bei vielen Kindern ganz unauffällig – manchmal aber auch nicht vollständig. Und dann bleiben diese frühkindlichen Bewegungsmuster unbewusst aktiv – und bringen das gesamte System durcheinander.

Was bedeutet Reflexintegration?

Reflexintegration bezeichnet den natürlichen Reifungsprozess des Nervensystems, bei dem frühkindliche Reflexe nach und nach verschwinden – besser gesagt: sie werden vom Gehirn in höhere, bewusste Bewegungs- und Verhaltensmuster überführt.

In den ersten Lebensmonaten sind diese Reflexe lebenswichtig – sie helfen beim Überleben, bei der Orientierung in der Schwerkraft, beim Aufbau der Muskulatur und vor allem bei der Ausbildung von Gehirnverbindungen. Doch sobald ihre Aufgabe erfüllt ist, sollten sie sich zurückziehen und Platz machen für gezielte, willentliche Bewegungen.

Wenn dieser Integrationsprozess gut verläuft, entsteht ein stabiles Fundament für:

  • Bewegungskoordination
  • Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit
  • emotionale Stabilität
  • Körpergefühl und Selbstregulation

Bleiben Reflexe jedoch aktiv, obwohl sie eigentlich „abgelöst“ sein sollten, bindet das unbewusst Energie – und kann Entwicklung blockieren oder erschweren. Das Nervensystem muss dann ständig kompensieren. Das kostet Kraft und führt häufig zu Symptomen, die auf den ersten Blick ganz andere Ursachen zu haben scheinen – zum Beispiel Konzentrationsprobleme, Impulsivität, Ängste, Haltungsschwächen oder chronische Verspannungen.

👉 Warum die Entwicklung und Hemmung frühkindlicher Reflexe gestört werden kann, liest du hier: Negative Einflussfaktoren – Wenn Entwicklung aus dem Gleichgewicht gerät

Grafik eines Hauses mit beschädigten Säulen, die fehlende oder aktive frühkindliche Reflexe symbolisieren. Das Dach wird ungleichmäßig gestützt – bildlich für instabile Entwicklung durch fehlende Integration.
Instabiles Fundament: Restaktive frühkindliche Reflexe führen zu Entwicklungsbrüchen – das System wird instabil und muss ständig kompensieren.
Kompensation statt Integration: Wenn das Fundament wackelt, sucht das System Umwege – das kann anstrengend sein und instabil machen.

Was ist Reflexintegrationstraining – und wie wirkt es?

Reflexintegrationstraining ist ein körperorientierter Ansatz, der das Nervensystem dabei unterstützt, nicht integrierte frühkindliche Reflexe nachreifen zu lassen. Das Ziel: wieder mehr innere Ordnung, Stabilität und Leichtigkeit – körperlich, emotional und mental.

Wir arbeiten dabei gewissermaßen die neuromotorischen Entwicklungsschritte aus Schwangerschaft, Geburt und den ersten Lebensmonaten noch einmal gezielt nach. Das Bewegungsprogramm, das evolutionär in uns angelegt ist, wird durch gezielte, rhythmische und sensorisch stimulierende Übungen simuliert und aktiviert – so kann das Nervensystem sich regulieren und seine vorgesehene Funktionalität wieder aufnehmen.

Zwei Frauen bei einer Reflexintegrationseinheit: Eine befindet sich im Vierfüßlerstand mit Augenklappe, die andere führt eine gezielte visuelle Reizung mit einem Objekt durch.
Claudia Hannemann, Gründerin der Awesome Academy, leitet das Reflexintegrationstraining an.

Dabei geht es nicht um klassische Übungen im Sinne von Sport oder Konzentrationstraining. Reflexintegrationstraining arbeitet mit gezielten, sanften Bewegungen, sensorischen Reizen und achtsamer Körperarbeit. Diese stimulieren genau die Areale im Gehirn, die in der frühen Entwicklung aktiv waren – und helfen dabei, die heute nicht mehr benötigten Reflexmuster zu hemmen, so dass neue, bewusste Bewegungs- und Verhaltensmuster ermöglicht werden.

Ein restaktiver ATNR (asymmetrisch-tonischer Nackenreflex) führt dazu, dass sich bei einer Kopfdrehung zur rechten Seite automatisch der rechte Arm und das rechte Bein strecken, während sich die linke Körperhälfte beugt. Dieser unbewusste Bewegungsimpuls kann im Alltag stören – zum Beispiel beim Fahrradfahren. Wenn ein Kind sich beim Fahren nach rechts oder links umsieht, wird durch die Kopfbewegung der Reflex ausgelöst – das Lenkrad wird unwillkürlich „verrissen“. Das Kind wirkt dann ungeschickt oder unkoordiniert, obwohl es eigentlich genug Kraft und Motivation mitbringt.

Auch bei Erwachsenen zeigen sich restaktive frühkindliche Reflexe oft deutlich – nur meist ohne dass die Ursache erkannt wird.

Ein aktiver Spinaler Galant-Reflex führt dazu, dass die Muskulatur entlang der Wirbelsäule bei Berührung oder Reizung reflexartig anspringt. Diese Überempfindlichkeit kann bei Erwachsenen zu chronischen Verspannungen, Rückenschmerzen oder Beckenschiefständen führen – manchmal sogar zu Skoliose oder Hüftdysplasie. Schon kleinste Reize können ihn unbewusst auslösen – etwa das Anlehnen an eine Stuhllehne, ein enger Hosenbund oder der Druck eines T-Shirts im unteren Rücken. Betroffene beschreiben oft das Gefühl, „nicht ruhig sitzen zu können“ oder „ständig unter Spannung zu stehen“, selbst in Ruhephasen.

Wie wirkt Reflexintegrationstraining konkret?

Reflexintegrationstraining wirkt dort, wo viele andere Ansätze nicht hinkommen: direkt im Nervensystem. Es spricht nicht den „Kopf“ an, sondern den Körper – und darüber die tiefen neurologischen Muster, die unsere Bewegungen, Reaktionen und auch unser Verhalten prägen.

Durch gezielte, sanfte Bewegungen und sensorische Reize erhält das Gehirn die Möglichkeit, nicht vollständig integrierte Reflexe zu regulieren. Das bedeutet: Alte Bewegungsmuster, die bisher unbewusst immer wieder aktiv wurden, werden gehemmt – und das Nervensystem kann neue, bewusste Reaktionen entwickeln.

Das Training wirkt oft vielschichtig und überraschend tief. Viele berichten von:

  • besserer Koordination und Körperwahrnehmung
  • mehr innerer Ruhe und Konzentrationsfähigkeit
  • weniger Reizüberflutung oder Angst
  • einem klareren Gefühl von „im eigenen Körper ankommen“
  • entspannterem Lernen (bei Kindern) oder mehr Resilienz im Alltag (bei Erwachsenen)

Es ist kein „Trainieren im klassischen Sinne“. Es ist eher ein Nachreifen lassen – eine sanfte Möglichkeit, dem Nervensystem nochmal einen Entwicklungsschritt zu schenken, der irgendwann übersprungen wurde.

Für wen ist Reflexintegrationstraining geeignet?

Reflexintegrationstraining ist für alle Menschen hilfreich, bei denen die frühkindlichen Reflexe nicht vollständig integriert wurden – unabhängig vom Alter. Denn: Das Nervensystem bleibt ein Leben lang veränderbar. Auch wenn bestimmte Entwicklungsschritte in der frühen Kindheit nicht abgeschlossen wurden, ist es möglich, sie später nachzuholen.

Eine Reflexintegrationstrainerin behandelt an den Füßen einer liegenden Person mit farbigen Socken. Szene aus dem Reflexintegrationstraining – geeignet für Kinder und Erwachsene.
Für Kinder und Erwachsene: Reflexintegration kann in jedem Alter helfen – durch achtsame, körperorientierte Arbeit mit dem Nervensystem.

Typische Anzeichen für nicht integrierte Reflexe zeigen sich bei:

➡️ Kindern und Jugendlichen, z. B. durch:

  • Konzentrations- und Lernschwierigkeiten
  • Ungeschicklichkeit oder motorische Unruhe
  • Ängste, Unsicherheiten oder Impulsivität
  • Schwierigkeiten beim Sitzen, Schreiben, Fahrradfahren
  • emotionale Überreaktionen oder Rückzug
  • Sprachentwicklungsverzögerungen
  • Unruhe beim Schlafen oder häufiges nächtliches Aufwachen

➡️ Erwachsenen, z. B. durch:

  • chronische Verspannungen oder Schmerzen (z. B. im Rücken, Nacken, Kiefer)
  • stressbedingte Erschöpfung oder Reizempfindlichkeit
  • innere Unruhe, Ängste oder emotionale Instabilität
  • das Gefühl, „ständig unter Spannung“ zu stehen
  • Koordinationsprobleme oder Haltungsschwächen
  • das Empfinden, sich ständig anpassen oder kompensieren zu müssen

Auch Menschen mit Geburtstrauma, Entwicklungsverzögerungen, AD(H)S-Diagnosen, Regulationsstörungen oder hohem Stresslevel können sehr vom Training profitieren – ebenso wie Fachpersonen, die mit Kindern, Jugendlichen oder Körperarbeit arbeiten und sich selbst besser regulieren möchten.

👉 Du bist dir unsicher, ob bei dir oder deinem Kind noch frühkindliche Reflexe aktiv sind?
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Zurück zum Fundament

Ein stabiles Haus braucht ein tragfähiges Fundament – das gilt auch für uns Menschen. Frühkindliche Reflexe bilden genau dieses Fundament. Wenn einzelne „Bausteine“ fehlen oder nicht richtig eingebettet sind, wird der Alltag oft anstrengender, als er sein müsste. Lernen fällt schwer, Emotionen schwanken, der Körper steht unter Spannung – und oft weiß niemand so genau, warum.

Reflexintegrationstraining ist wie eine Sanierung des Fundaments – sanft, gezielt und nachhaltig.
Es ermöglicht dem Nervensystem, nachträglich stabile Verbindungen zu schaffen, damit das „Haus Mensch“ wieder tragfähig wird – mit mehr Leichtigkeit, innerer Ruhe und Klarheit.

Für mich ist Reflexintegration die Mutter aller Methoden. Egal, welche Herausforderungen im Leben bestehen – restaktive frühkindliche Reflexe haben sehr wahrscheinlich ihre Finger im Spiel. Darum mein Rat: Ganz gleich, egal, welche Therapie oder Handlungsmethode du für dich oder dein Kind gerade in Betracht ziehst – lass Reflexintegration ein Teil davon sein.

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AAIM steht für die besondere Art und Weise, wie wir Reflexintegration lehren – fundiert, praxisnah und ganzheitlich. Es vereint wissenschaftliche Erkenntnisse mit jahrzehntelanger Erfahrung und innovativen Lehrmethoden. Die AAIM-Zertifizierung ist ein Qualitätssiegel für alle, die Reflexintegration auf höchstem Niveau anwenden und vermitteln möchten.